Mnuchin als der neue Henry Paulson: Es braucht einen Bailout für jedermann!

Im Rahmen der gestern abgehaltenen Pressekonferenz des Weißen Hauses wurde mehr als deutlich, in welche Richtung sich die Fiskalpolitik der Trump-Administration bewegen wird. Finanzminister Steven Mnuchin entpuppt sich inzwischen als neuer Henry Paulson, der die Abgeordneten des Kongresses auf dem Höhepunkt der Finanzkrise einst zur Verabschiedung eines Bailoutpakets zugunsten von amerikanischen Banken in Höhe von 850 Milliarden US-Dollar gedrängt hatte.

TARP nannte sich das entsprechende Vehikel, das ehedem aufgelegt wurde, um Amerikas Bankensystem vor einem Kollaps zu bewahren. Zwölf Jahre später sehen die Dinge heute nun keineswegs anders aus, mit einem gravierenden Unterschied, da jetzt JEDERMANN einen Bailout in der amerikanischen Wirtschaft benötigt.

Egal, ob es sich um Banken, die Flugindustrie, Autobauer oder Flugzeugbauer wie Boeing handelt – eines wird in diesen Tagen mehr als deutlich: Unter Berücksichtigung dessen, was sich gerade an den US-Kreditmärkten abspielt, wird kaum ein Konzern, geschweige denn ein Kleinunternehmen im Land überleben können.

Boeing: Staatsrettung statt Aktienverkauf

Nun muss man sich vorstellen, dass Unternehmen wie Boeing über den Verlauf der letzten Jahre nichts anderes gemacht haben als im Niedrigzinsumfeld Unternehmensanleihen zu emittieren, um die daraus generierten Einnahmen in einen Rückkauf von eigenen Aktien zu investieren. Gleichzeitig hat Boeing den einst guten Leumund der Firma durch den Verkauf von Flugzeugen, die in keiner Weise den Sicherheitsanforderungen entsprechen, ruiniert.

Und nun steht Boeing in Washington als einer der ersten Konzerne auf der Matte des Weißen Hauses, um nach einem Bailout zu ersuchen. Haha, das ist schon echt richtig frech, auch nur ansatzweise darüber nachzudenken, sich die „Rettung“ des Konzerns durch die Steuerzahler des Landes finanzieren zu lassen. Anstatt jetzt erst mal Cash durch eigene Aktienverkäufe zu generieren! Doch zu rechnen war damit im Angesicht unserer heutigen Denkkultur allemal…

Energiesektor als massives Systemrisiko für die US-Finanzmärkte

Da ist zudem allen voran der heimische Energiesektor, dessen ausstehende Ramschanleihen – vor allem unter Frackinggas- und Shaleunternehmen im Angesicht eines Herabstufungshagels durch die großen Ratingagenturen längst schon zu einem massiven Systemrisiko aus Sicht der amerikanischen Finanzmärkte avanciert ist.

Ich hatte Ihnen im gestrigen Audiobeitrag Geopolitik: Der Irak, das neue Schlachtfeld im Mittleren Osten schon einmal ein wenig näher gebracht, auf welche Weise Russlands Putin durch dessen höchst strategische Entscheidung, dem runden Verhandlungstisch der OPEC+ den Rücken zu kehren, Washington sprichwörtlich mit Anlauf „in die Eier getreten“ hat, um sich für die seit sechs Jahren anhaltenden US-Sanktionen auf seine Weise zu revanchieren.

1,2 Bio. USD schweres Konjunkturpaket – inklusive Helikoptergeld i.H.v. 250 Mrd. USD!

Im Rahmen der gestrigen Pressekonferenz des Weißen Hauses, die im Angesicht der Corona-Krise inzwischen täglich stattfindet, kursierten Zahlen, die aufhorchen ließen. Um ein 1,2 Billionen US-Dollar schweres Konjunkturpaket handelt es sich mittlerweile, um das US-Präsident Trump und dessen Finanzminister Steven Mnuchin den Kongress ersuchen. Darin enthalten übrigens auch Helikopter-Geld in Höhe von 250 Milliarden US-Dollar, und somit rund 800 US-Dollar pro US-Einwohner!

Sonderbar, nicht? War nicht vor zwei Wochen unter den selben Leute noch die Rede davon gewesen, wonach es sich im Fall des neuen Coronavirus nur um eine stärkere Form einer normalen Grippe handeln würde? Und jetzt plötzlich dieser U-Turn um 180 Grad? War nicht auch die Rede davon gewesen, dass dieser Spuk an der amerikanischen Wirtschaft ohne große Dellen und Einbußen vorbeigehen würde?

Unfähig oder unehrlich

Tja, entweder sie machen sich selbst etwas vor, was dafürsprechen würde, dass wir in den westlichen Industrieländern nicht die geeigneten politischen Führungen haben, um mit der über uns hineinbrechenden Krise fertigzuwerden. Oder sie sprechen nicht die Wahrheit eben ganz nach dem Motto des Jean-Claude Juncker, wonach gelogen werden müsse, wenn es ernst würde.

Es ist schon bemerkenswert, wie viele Menschen diese Dinge inzwischen schon wieder vergessen zu haben scheinen oder sich an Hoffnungen klammern, um diese Krise epochalen Ausmaßes seelisch verdrängen zu können. Vorerst zumindest, bis der Meteor dann auf Land trifft und einschlägt. Denn, wie Steven Mnuchin aus Sicht der USA warnt:

Mnuchin warnt vor Arbeitslosenquoten wie zu Zeiten der Great Depression

Bloomberg berichtet unter Bezugnahme auf interne Quellen im US-Finanzministerium, dass Steven Mnuchin die republikanischen Senatsmitglieder des Kongresses davor warnt, dass im Angesicht des Ausbleibens eines schnellen Handelns die Arbeitslosenquote in den USA auf mindestens 20 Prozent in die Höhe schnellen würde – und damit auf luftige Höhen, die sich zuletzt zu Zeiten der großen Depression in den USA beobachten ließen!

Unter Berücksichtigung einer Erwerbsbevölkerung in den USA, die momentan bei 160 Millionen Arbeitnehmern liegt, sähen sich also schon bald 32 Millionen Amerikaner ohne Job und auf der Straße. Letztmals, als es in den 1930iger Jahren zu solchen Entwicklungen kam, wurde der New Dealdurch den damaligen US-Präsidenten Roosevelt initiiert.

Tja, wie sähe das wohl heute aus, da sich Regierungen und Zentralbanken doch über die letzten zwölf Jahre schon eines New Deals in Reaktion auf die globale Finanzkrise bedient hatten?

Viel Feuerpower ist im Angesicht einer globalen Verschuldung von 260 Billionen US-Dollar nicht mehr im Magazin. Berichte aus dem Bundesstaat Ohio zeigen, dass die Ankündigungen zu Entlassungen unter den dort ansässigen Unternehmen in den letzten Tagen um 600 Prozent in die Höhe geschossen sind (HIER und HIER). Ähnliche Beobachtungen lassen sich zurzeit auch in Bezug auf den Bundesstaat New York machen.

So, alles, was unsere politischen Führungen dieser Entwicklung entgegenzusetzen haben, ist die Druckerpresse.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Nochmals: Stellen Sie für sich und Ihre Familie sicher, dass Sie alle Produkte des alltäglichen Bedarfs zu Hause in ausreichender Anzahl vorrätig haben. Das schließt Lebensmittel mit ein. Im Angesicht eines weltweit bevorstehenden Abwurfs von Helikopter-Geld fällt es schwer nicht davon auszugehen, dass die Preise – und dies ebenfalls im Angesicht einer drastisch kletternden Nachfrage – in den Supermärkten wohl bald abheben werden. In zahlreichen Interviews mit diversen Gesprächspartnern hatte ich Sie in der Vergangenheit dafür zu sensibilisieren versucht, dass wir nach einem deflationären Schock samt Wirtschaftseinbruch einer inflationären Depression ins Auge blicken könnten.

Ich hoffe, dass Sie auf diese sich abzeichnenden Entwicklungen entsprechend vorbereitet sind.

*****UPDATE: Blick auf die Börsen nach gestriger Fed-Ankündigung zur Re-Einführung der Commercial Paper Funding Facility (CPFF)*****

Was im Angesicht der verpuffenden Repomarkt-Interventionen (in Multi-Billionenhöhe) zu erwarten stand, wurde dann am gestrigen Nachmittag seitens der Fed angekündigt. Und zwar wird die auf dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise etablierte Commercial Paper Funding Facility (CPFF) wieder eingeführt, um den Kreditfluss an Unternehmen und private Haushalte aufrechtzuerhalten. Zusätzlich wurde angekündigt, dass sich die Primary Dealers direkt mit Liquidität bei der Fed versorgen können.

Ein Blick auf die heutige Entwicklung des Asien-Handels und an den Rohstoffmärkten bei Berücksichtigung der aktuellen Dow Futures legt die Vermutung nahe, dass auch diese Ankündigung für den Moment nichts gebracht zu haben scheint, und lässt vielmehr darauf schließen, dass einzelne Segmente an den Finanzmärkten nicht mehr funktionstüchtig zu sein scheinen.

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